Wüstenrot bietet Schüler:innen Chance auf Berufserfahrung in Zeiten der Krise
Das Homeoffice. (Originalbericht – pdf)
Für viele ist es spätestens seit 2020 zur neuen Normalität geworden. Was für Festangestellte oft zur Chance wird, ihren Beruf weiter ausführen zu können, birgt für Schüler:innen ein erhebliches Problem: Bereits zugesagte Ferialpraktika werden kurzerhand abgesagt oder gar nicht erst angeboten. Die Gründe hierfür reichen von fehlenden finanziellen Ressourcen bis zu mangelndem Bedarf oder der Tatsache, dass die eigenen Mitarbeiter:innen nach wie vor aus dem Homeoffice arbeiten und Unternehmen den Zugang fremder Personen reduziert bzw. verboten haben.
Für Hrn. Dipl.-Ing. Sitrak Chopourian, Lehrer an der HTL Hallein, wollte diese Gründe jedoch nicht als Ausrede dafür gelten lassen, dass seinen Schüler:innen die Möglichkeit der Berufserfahrung genommen wird. Bei einem persönlichen Treffen mit Hrn. Mag. Marcel Halwa, Personalleitung Wüstenrot IT, entwickelten die beiden eine neue Idee: das Fernpraktikum. Innerhalb weniger Tage setzten die beiden Macher ein Konzept auf, um die Idee des Fernpraktikums in die Praxis umsetzen zu können.
Startschuss des Projekts „Fernpraktikum“ war ein Kick-off-Meeting in der Salzburger Wüstenrot Zentrale, an dem nicht nur die vier Schüler der HTL Hallein aus der Abteilung Betriebsinformatik, Thomas Bamberger (3AHWII), Maximilian Hofer (3AHWII), Dominik Zeiler (3AHWII) und Fabian Linder (5AHWII) teilnahmen, sondern auch Hr. Zenon Huskic. „Trotz der Tatsache, dass der Großteil des Praktikums remote stattfinden sollte, war mir ein erstes persönliches Kennenlernen der Schüler mit ihren Betreuern wichtig, um nicht nur die fachliche, sondern auch die sozialen Aspekte zu berücksichtigen“, erklärt Hr. Halwa. Die restliche Zeit des Projekts wurde großteils über Videokonferenz kommuniziert. Zentrale Aufgabe der Praktikanten war, eine Demo-Webseite mithilfe von Java Springboot und Angular zu programmieren. Die Wüstenrot Betreuer, Hr. Zenon Huskic, Hr. Markus Dürr und Hr. Sandro Perstling setzten einen weiteren Fokus auf das Thema Projektmanagement und agiles Arbeiten. Input zur App-Entwicklung erhielten die vier Praktikanten jeweils einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. „Wir hatten die Möglichkeit, unsere Betreuer jederzeit zu kontaktieren und Fragen zu stellen. Hinzu kommt, dass wir mindesten zwei Stunden pro Tag gemeinsam per Videokonferenz gearbeitet haben“, schildert Hr. Thomas Bamberger, einer der vier Praktikanten, seine positiven Erfahrungen.
Am Ende durften die Schüler das von ihnen entwickelte Produkt vor Ort den Auftraggebern präsentieren. Es bleibt die Frage, ob das Konzept Fernpraktikum für alle Beteiligten ein Erfolg war. „In Bezug auf die Realisierung dieses Vorhabens waren wir anfänglich skeptisch“, gibt Hr. Dipl.-Ing. Chopourian zu. „Es war etwas Neues und niemand von uns hatte bis dato Erfahrungen mit Fernpraktika.“ Hr. Mag. Halwa von Wüstenrot IT ergänzt: „Die Rahmenbedingungen führten natürlich dazu, dass die Schüler nicht dieselben Erfahrungswerte wie während unseres Normalbetriebs sammeln konnten. Aber ich bin überzeugt, dass ein Fernpraktikum sie im Zweifel sogar noch besser auf die IT-Arbeitswelt von morgen vorbereitet.“ Und auch die vier Praktikanten kommen zu einem ähnlichen Schluss. Sie empfanden das Experiment mehr als hilfreich für ihre persönliche Weiterbildung: „Wir können uns durch das Fernpraktikum jetzt viel besser vorstellen, wie in der IT-Branche gearbeitet und wie Projekte abgewickelt werden“, sagt Hr. Dominik Zeiler.
Deutlich wird: Gelohnt hat es sich nicht nur für die Schüler, sondern auch Wüstenrot konnte beweisen, dass es innerhalb eines Konzerns möglich ist, flexibel zu bleiben und auf Krisensituationen mit neuen Ideen zu reagieren. Für alle Unternehmen, die mit dem Gedanken spielen, Fernpraktika anzubieten, hat Hr. Mag. Marcel Halwa drei Praxistipps: „Mitarbeiter:innen auswählen, die Passion und Freude an der Praktikumsbetreuung mitbringen. Engen Kontakt mit den Praktikant:innen halten, um auch „kleine“ Dinge niederschwellig klären zu können. Gute Vorbereitung und vor allem viel Flexibilität bei der Durchführung – agiles arbeiten, auch im Praktikumsbetrieb.“